Anders Denken – anders Wohnen – anders Leben

 

Am 1. Jänner 2014 besuchte ich eine Freundin (55) in ihrem neuen ungewöhnlichen Zuhause, einem Mobilheim in Wien. Nach einer klassischen Lebenskrise mit Totalveränderung sprich Scheidung und allen Begleiterscheinungen hat sie sich an einem Bauernhof mit ihren Pferden und anderen Tieren ein neues, einfaches Umfeld erschaffen. Da saßen wir nun und tranken Kaffee und sie sagte zu mir: „Claudia, ich hatte materiell alles: Ein großes Ökohaus, Lifestyle und so weiter. Doch jetzt, wo ich nichts besitze, bin ich glücklich. Ich lebe in der Natur, habe einen Raum mit allem was ich wirklich brauche, es ist so einfach. Ich kenne soooo viele Menschen, denen es ähnlich geht wie mir und die sich reduzieren wollen, ein neues Leben beginnen wollen. Bitte plane für sie etwas.“ Am selben Tag noch ist die Glücksstadt entstanden: 31m² hochwertiger Lebensraum in nachbarschaftlicher Gemeinschaft.

Seitdem zeige ich die Pläne unterschiedlichen Menschen, hole mir Inputs, entwickle sie weiter, habe sogar einen Bauträger begeistern können mit der realen Möglichkeit, ein Musterhaus zu errichten. Doch bisher ist nichts geschehen, ich lerne wieder einmal, geduldig zu sein. Zu visionär eben, denke ich…das dauert. In der Zwischenzeit lass ich es wieder in der Schublade verschwinden, beschäftige mich nicht mehr damit. Nun ist das Projekt wieder zum Leben erweckt durch den Kontakt mit einer Fertighausfirma, die ökologische und energieeffiziente (sogar Energie – Plus) Häuser baut und dieses Wohnkonzept sofort verstanden hat.

Anders Denken – Anders Wohnen – Anders Leben

Reduce to the max. Diese Erkenntnis haben viele, die den Weg des „Noch mehr, noch größer, noch besser“ gegangen sind und daran gescheitert sind – wie ich auch. Im Sinne von „Wozu brauche ich das alles? Es macht mich keinen Moment glücklicher, dies alles zu erhalten, dafür zu rackern und es auch noch zu putzen. Weniger ist mehr Lebenszeit, Lebensqualität. Ein Wohnraum wie ein besserer Camper, das ist mein Traum. Umzingelt von Natur, spürbar im Freien und kuschelig warm im Winter. Wenig Raum für Anhäufungen von Dingen, die man nie braucht und die einen letztendlich belasten. Selbst Arbeitsplätze haben sich in den letzten Jahren auf einen Laptop reduziert, oft sogar nur aufs Handy. Das heisst, mein Raum fällt zusammen, wird flexibler und findet überall statt.

 

50 Plus und Freaks

Eine neue Generation hat sich entwickelt, die 50 Plus Generation. Wir werden älter und bleiben länger fit und oft beginnen wir in unserer zweiten Lebenshälfte ein ganz neues Leben. Sei es automatisch, weil die Kinder aus dem Haus sind, oder zwangsweise oder freiwillig durch bewusste Veränderung. Viele sind mal einige Zeit alleine, sprich Single und viele bleiben es auch länger noch, wollen vielleicht gar nicht mehr in eine klassische feste Beziehung mit gemeinsamen Haushalt. Auch junge Individualisten gibt es immer mehr, die auf Familie bewusst verzichten oder als Minimalisten in hoher Lebensqualität leben wollen. Letztere haben wohl aus den Erfahrungen ihrer Eltern gelernt, dass sich ständiger Konsum nicht lohnt. Abgesehen davon, dass Wohnraum kaum mehr leistbar ist und auch niemand die Zeit hat, große Wohnungen zu pflegen und beleben.

Nicht alleine sein

Aber ganz alleine mag man auch nicht leben, denn das widerspricht total dem menschlichen Grundbedürfnis. Doch die Kommunenidee schreckt mich und viele ebenfalls ab, denn niemand will sich einem Gruppenzwang aussetzen, einem gemeinsamen „Wir“ . Das engt auch ein bzw. funktioniert nur eine gewisse Zeit lang, so lange ein gemeinsamer Zweck aufrecht erhalten kann (Wir Radlfahrer, Wir Familien, Wir Ökofritzen, Wir Selbstanbauer, Wir Spirituellen, Wir…….). In der Glücksstadt besteht eine lose Gemeinschaft, die aufgrund der Architektur von Haus aus gegeben ist und eine hohe Freiwilligkeit besitzt. Jeder hat seine autarke Wohneinheit, die sich durch eine doppelte stark schallgeschützte Wand von der Nachbareinheit abtrennt.

Addierbar und flexibel

Jeder Betrachter sieht etwas anderes. So hat ein Freund, dem ich den Grundriß zeigte, sofort gesagt, das sei das ideale Einfamilienhaus. Es kann wachsen und schrumpfen, je nach Bedarf. Denn auch er machte die Erfahrung, dass seine beiden Kinder viel zu schnell heranwuchsen und kein Interesse hatten, ihr Leben im gemeinsamen Haushalt mit den Eltern zu bleiben. Diese Häuser nenne ich „Hausleichen“, die es viel zu oft in Österreich gibt, vor allem am Land. Nicht zu beheizen, nicht zu beleben. Noch dazu verstärkt sich das Gefühl der Einsamkeit  in solchen Häusern. Daher können die 3 Wohneinheiten in vorkonstruierten Durchbrüchen leicht miteinander verbunden werden bzw. nachträglich wieder geschlossen werden. Oder jemand investiert in ein 3-er Wohnhaus, vermietet es in der Zwischenzeit so lange, bis er/sie selbst in späteren Jahren den Bedarf zum Eigengebrauch hat und dort leben will. Eine Art Vorsorgewohnen mit sozialer Absicherung.

Addierbar ist die Glücksstadt nicht nur innerhalb der Wohnfläche, sondern durch die Anzahl der 3-er Häuser. Die individuelle Gestaltungsmöglichkeit der Fassaden durch Holz, Stein und Putz bzw. Farbe ergibt sich ein vielfältiges, lebendiges Bild. Ich würde sagen dass eine Siedlung ab 5 Hausgruppen, also 15 Wohneinheiten, eine funktionierende Glücksstadt ergeben. Je mehr Häuser, desto mehr Zusatzraum für Gemeinschaftseinrichtungen bzw. Zentren sind nötig, auch ein Schwimmteich ist wünschenswert.

Maisonetten

Auch die Wohneinheiten sind flexibel planbar, denn durch eine minimale Vergrößerung des Grundrisses kann eine Stiege und eine offene Schlafgalerie eingebaut werden. Dabei ergeben sich Wohneinheiten mit ca. 80-90 m² für 2 Personen, sogar mit 1 Kind. Es ist sogar empfehlenswert, größere Wohneinheiten in die gesamte Wohnsiedlung einzubauen, um einen bunten Generationenmix zu erhalten. 

Ökologie, Ökonomie

Wohnen nicht MIT Holz sondern IN Holz. Die Innenwände sind ganz oder teilweise aus Holzpaneelen, Wohngefühl wie in einer Almhütte. Zum Anlehnen und spüren, wie eine dritte Haut. Die Wände sind Teil der Möbel (wie im Wohnmobil). Jeder Platz ist klug genutzt. Heizkosten gibt es keine, der Strom, den man braucht, wird mit Paneelen erzeugt und durch den kleinen Wohnraum wird das Kochen am Herd schon zur Heizquelle. Die gute Wärmedämmung und die Sonne tun den Rest. Waschmaschine und Lagerräume teilt man sich im außen gelagerten Wirtschaftsraum. Das Geld bleibt zum Geniessen, für Hobbies, zum Reisen. Haustiersitter wohnen nebenan, man hilft sich gegenseitig.

Raus aus der Box

Damit ist nicht nur die enge Gedankenbox gemeint, die uns oft hindert, Dinge anders zu betrachten und neu zu definieren wie oben beschrieben – unsere Art zu wohnen und zu leben, sondern es bezieht sich tatsächlich auf die Form der Häuser. Im letzten Jahrzehnt boomten die Wohnboxen, praktisch und günstig herzustellen. Ich nenne sie „Schuhschachteln“ und ich muss sagen, sie sehen oft wirklich gut bzw. cool aus. Doch emotional geben sie wenig her. Energetisch fühlen sie sich leer an, im Geist schnell erobert und bald langweilig. Das Achteck ist im Feng Shui eine ganz starke Form, die ein hochenergetisches Energiefeld kreiert und dem Bewohner darin gefühlsmässig hochhebt. Wer einen achteckigen Raum einmal erlebt hat, weiss wie sich das anfühlt. Irgendwie erfährt man darin einen spürbaren Glücksimpuls und das Gefühl, ganz und reich zu sein. Es hebt den Mangel auf und zieht Fülle an. Wohnen darin bedeutet, nicht das Bedürfnis nach Kompensation/Konsum zu haben, sprich immer die Gewissheit zu haben, alles zu besitzen und in Folge davon in sich zu ruhen. Das ist das Urprinzip im Feng Shui, nichts anderes als ein physikalisches Grundgesetz: Stärke dein Wohngefühl und werde zum Magnet von Glück und Reichtum.